Kurz und knapp
Frohe Zukunft und Landrain, am Stadtrand von Halle gelegen, zeigen sich von einer entspannteren Seite. Hier findet man weniger die typischen Plattenbauten, sondern eher Einfamilienhäuschen – und ja, für Studis gibt’s sogar eine Wohnanlage. Die Anbindung ist top, dank Straßenbahn und S-Bahn. Der Goldberg Zoo ist nicht nur ein Tierpark, sondern auch ein soziales Projekt, das zeigt, wie bunt und vielfältig das Leben hier sein kann. Historisch gesehen ist der Name „Frohe Zukunft“ etwas ironisch, dennoch steckt in diesen Ecken viel Charme für Ausflüge ins Grüne oder zum Entspannen am Posthornteich.
Diese beiden Stadtteile liegen im Stadtbezirk Nord, also nördlich der B 100 und westlich von Trotha und Giebichenstein. Allein an meiner äußerst präzisen Lagebeschreibung ist bereits zu erkennen, dass wir uns eher in einem der Randgebiete Halles befinden.
Im Vergleich zu vielen anderen Randgebieten sind in der Frohe Zukunft und im Landrain weniger Platten und dafür mehr Einfamilienhäuser zu sehen. Das klingt im ersten Moment vielleicht wenig studierendenfreundlich, aber im Landrain gibt es eine Wohnanlage des Studentenwerks. Somit lohnt sich auch auf die beiden schnuckeligen Stadtteile ein näherer Blick. Und selbstverständlich gibt es hier auch Geschosswohnungen, das Upgrade nach dem Wohnheim muss also nicht gleich Eigenheim sein. Haha.
S-Bahn und Umgebung
Interessant ist natürlich, wie weit und beschwerlich der Weg raus aus dem Kleingartenparadies ist. Eine Straßenbahnlinie fährt direkt bis zur Frohen Zukunft und wie idyllisch ist es bitte, sich nach einem langen und anstrengenden Tag in der Uni in eine Bahn zu setzen, an der „FROHE ZUKUNFT“ dran steht. Traumhaft. So gute Aussichten sind sonst nur im Küchenabreißkalender eurer Eltern zu finden oder im Horoskop der TVSpielfilm.
Aber abgesehen davon sind die S-Bahnstationen Zoo und Halle Dessauer-Brücke gut zu erreichen und bieten damit auch eine hervorragende Fluchtmöglichkeit bspw. nach Leipzig, sollte einem das kleinbürgerliche Leben in der Frohen Zukunft oder im Landrain mal ausnahmsweise zu spießig sein. Jokes aside, für Leute, die wirklich gerne ruhig leben wollen und trotzdem unkompliziert in die Uni, das Zentrum, wohin auch immer möchten, lohnt sich ein Blick in diese Gegend definitiv.
Goldberg Zoo
Da eine solche Aussage nach Beweisen verlangt, kann ich folgende interessante Punkte anführen:
In der Frohen Zukunft gibt es einen Zoo. Er kann sicherlich nicht in Konkurrenz zum Bergzoo treten, aber das muss er auch gar nicht. Der Goldberg Zoo im Westen des Stadtteils ist ein Tierpark mit 247 Tieren aus über 50 Arten. Es kann also schon mal sein, dass euch auf dem Gelände ein Pfau oder ein Elch über den Weg läuft. Der Tierpark ist nicht nur für Besucher:innen geöffnet und bietet Übernachtungsmöglichkeiten in süßen Bungalows, sondern ist in erster Linie eine soziale Einrichtung, eine Tagesstätte für erwachsene Menschen, die chronisch psychisch krank sind und denen hier eine Tagesstruktur, eine Aufgabe, Gemeinschaft und therapeutische Begleitung angeboten wird. Außerdem gibt es Beschäftigungsprojekte für finanziell benachteiligte Menschen in verschiedenen Bereichen des Parks.
„Frohe Zukunft“ oder doch „Finstere Zukunft“?
Funfact: Der Name „Frohe Zukunft“ stammt aus der Zeit, in der in diesem Teil noch Braunkohle abgebaut wurde. Die entsprechende Grube trug den Namen „Frohe Zukunft“. In Anbetracht der drohenden Klimakrise durchaus ironisch, na ja Zukunft hin Zukunft her, es wäre jetzt auch etwas überzogen, den Stadtteil deswegen in „Finstere Zukunft“ umzubenennen. Wenngleich es natürlich mehr der Realität entsprechen würde. Meine „Funfacts“ haben selten etwas mit Fun zu tun, oder?
Ausflugsziele
Das Grubengelände ist heute überwiegend zugewachsen und ein interessantes Ausflugsziel für Spaziergänge und Picknicks. Die ganze Umgebung eignet sich hervorragend für Radtouren und Ausflüge.
Zur Erholung gibt es außerdem den Posthornteich ganz im Norden des Viertels. Das Ufer ist gesäumt von Bäumen und es gibt mehrere Stege, es darf geangelt werden und wer das nicht mag, kann sich zumindest beim Spazierengehen an der Aussicht erfreuen. Zu dem Namen habe ich leider keine lustige Geschichte parat.
Im Landrain gibt es mehr Grünflächen als Wohnhäuser. Das ist keine wissenschaftliche Tatsache, sondern ein Stilmittel. Ich behaupte aber einfach, es stimmt. 1/3 des Stadtteils nehmen die Kleingartenanlagen ein, 1/3 der Gertraudenfriedhof und das letzte 1/3 teilen sich die Wohnhäuser mit dem Galgenberg. Mir fallen auf Anhieb mindestens drei schlechte, makabre Gags zu der Wohnsituation ein, die ich euch an dieser Stelle ersparen möchte. Gern geschehen.
Stichwort „Leben“ bzw. „Sterben“ – Galgenberg! Das ganze Areal ist seit 1950 ein Naherholungsgebiet. Die Galgenberge sind ein beliebtes Ausflugsziel zum Spazierengehen, Wandern oder Klettern und von dem Aussichtsturm aus hat man einen fantastischen Blick auf die Stadt, die sich unter einem erstreckt. Die zwei Galgenberge sind durch Kryptovulkanismus entstanden, wobei also das Magma unterhalb der Erdoberfläche erstarrte und erst über die Jahre durch Erosion freigelegt wurde. Der kleine Galgenberg zeigt sogar Schrammen von der Saale-Eiszeit. Vielleicht ist hier die geeignete Stelle, um kurz innezuhalten und dankbar zu sein, dass wir in einer Periode zwischen den Temperatur-Extremen leben. Ich weiß nicht, wie’s euch geht, aber ich kann weder Magma noch Gletscher direkt vor meiner Haustür gebrauchen, wenn ich ehrlich bin.
Funfact: Seinen Namen hat der Galgenberg übrigens von dem Galgen, der bis 1798 noch auf dem größeren der beiden Berge stand. Das F in Funfact steht für Fun.
Ausflugsziel Galgenbergschlucht
Für einen versöhnlichen Abschluss darf die Galgenbergschlucht natürlich nicht fehlen. Auch wenn der Name eher finster wirkt, ist es der Ausblick garantiert nicht. Anfang des 20. Jhd. war die Schlucht noch ein Steinbruch, heute wird an den steilen Wänden geklettert und im inneren der Schlucht findet jedes Jahr – vor einer wirklich eindrucksvollen Kulisse – das Abschlusskonzert der Händel-Festspiele statt.
Im Landrain und in der Frohen Zukunft ist es vielleicht nicht ganz so urban wie in anderen Teilen Halles. Dafür ist es hier ruhig, man könnte fast idyllisch sagen, die Wege in die Stadtmitte sind nicht unüberwindbar lang, es gibt genügend Naherholungsmöglichkeiten und im Landrain gibt es darüber hinaus auch noch einen Skatepark. Zum Essen gehen und feiern müsst ihr zwar aus diesem Viertel raus, aber das müsst ihr bei den meisten anderen Stadtteilen ja auch. Also gebt der ruhigen und beschaulichen Gegend einfach mal eine Chance!
Wer schreibt hier eigentlich?
Sophie
Sophie, ursprünglich aus einem kleinen Dorf bei Dresden, zog nach ihrem Freiwilligendienst in einer Kita 2015 nach Halle, um Jura zu studieren. Neben Kinobesuchen und Thai-Boxen liebt sie das aktive Stadtleben. An Halle begeistert sie vor allem die fußgängerfreundliche Innenstadt und die vielen Cafés und Bars. Auf unserer Webseite gibt Sophie euch Einblick in ihre persönlichen Erlebnisse und Entdeckungen rund um Halle.