In Halle habe ich eine vielseitige Bar- und Kneipenkultur kennengelernt. Natürlich habe ich nicht alle besucht, aber die eine oder andere steht auf jeden Fall noch auf der Bucket List. In urigen, chabbychic oder studilook Kneipen führte ich die besten Gespräche, habe interessante neue Leute getroffen und würde einen Kneipenbesuch immer dem Clubbing vorziehen!
Wie könnte eine Kneipenwoche in Halle aussehen? Ich habe mal was zusammengestellt …
Montag – The Connoisseur
Ebenso wie Garfield hassen wir den Montag, aber zur späteren Stunde haben wir dann unsere Abneigung gegen die neue Woche abgelegt und tauschen unseren Kaffee gegen ein Bier ein. Bei den Chorespondenten (dearly missed :‘)), dem Chor, in dem ich mitgesungen habe, hieß es direkt das Montags-Chorbier und das bekam man nach der Probe am besten im Connoisseur. Also ab in die Kleine Ulli. Ein sehr schöner Mix aus britisch anmutendem Pub und schummrig-bohémer Raucherbar offenbart sich hier. Die tapezierten Wände zieren signierte Trikots, Wimpel und Fotos; die Möbel setzen sich aus hölzernen Tischchen und eleganten stoffbespannten Sofas zusammen. Auf der Karte – entsprechend dem britischen Thema – stehen verschiedenste Sorten Bier (Studentenpreise!!!!) und eine gute Auswahl an Whiskey. Aber auch Wein- und Cocktailliebhaber*Innen kommen auf ihre Kosten. Bei unseren Besuchen wurden aus einem schnell mal zwei oder drei Pints, die den Nachhauseweg und den Blick auf die neue Woche schon etwas beschwingter werden ließen.
Dienstag – Kinonight im Zazie
2 für 1 – Bar und Programmkino, wie gut klingt das denn bitte? Im Zazie kommen Genießer und Cineasten auf ihre Kosten. Kaum ist man drin fühlt man sich wohl, alles sehr cozy hier! Bevor es später in den neuen Wes Anderson Film „Asteroid City“ geht, werden erstmal ein paar Snacks und ein Gin Tonic verköstigt. Langsam füllt sich die Bar und der Kinosaal öffnet sich. Fast 80 Personen haben in diesem Platz, neben Filmen in OmU (Originalsprache mit Untertitel) gibt es hier auch Lesungen, Podiumsdiskussionen und Filmfestivals, wie das Queer-Filmfestival. Der Wes Anderson Film ist wie immer absurd und unterhaltsam zugleich, ich fühle mich wohl zwischen all den anderen Filmkritiker:innen. Nach Vorstellungsende sitzen wir noch eine Weile in der Bar und versuchen das Gesehene in Worte zu fassen … Was für ein muggelig absurder Dienstagabend.
Mittwoch – Zwei Zimmer, Küche, Bar
Bergfest! Und wir fühlen uns jetzt mal in einen richtig schönen Sommermittwoch hinein. An der Reilstraße, direkt um die Ecke zu einer guten Freundin, ist das 2ZKB. Hier stehen die Fenster weit offen, sodass wir zum einen das ruhige Ambiente der Bar genießen und doch am immer noch geschäftigen Stadtgewusel rings ums Reileck teilhaben können. Die Möblierung wirkt wie eine Zusammenstellung aus Wohnungsauflösungen und erinnert daher auf charmante Weise an eine Studenten-WG. Ich genieße meinen Weißwein während andere Gäste mit ihren Bierflaschen vorn im Außenbereich sitzen. Einer unserer Kommiliton:innen kommt mit seiner Hündin vorbei. Er und andere Hundebesitzer:innen treffen sich anscheinend zu einem exklusiven Haustierdate im Hinterhof. Beim Gang zur Toilette fällt uns ein Tischkicker auf und wir verspielen hier einige 50-Cent-Münzen und freuen uns ganz ehrlich wie ein paar Kinder.
Donnerstag – Anny Kilkenny
Die Woche kommt langsam so richtig in Fahrt, denn das lange Wochenende ist in Sicht. Zumindest war das bei mir als Ersti so. Damals legte ich meine Veranstaltungen immer extra so, dass Freitag zum Wochenende dazugehörte und ich nicht mit dröhnendem Schädel in einem 9 Uhr-Seminar dahinsiechen musste. Wer Freitag allerdings Uni hat und sich darum einen angenehmen, spaßigen Abend ohne Exzesse gönnen möchte, dem kann ich das Anny Kilkenny empfehlen. Das ist nicht nur ein Pub, sondern auch ein Restaurant und somit können wir gleich einem Drink auf leeren Magen vorbeugen. Preislich eher €€, aber der große Biergarten, das britisch-irische Flair, sowie der exzellente Service lassen das bald vergessen. Vor allem mit meinen Erasmus-Freunden hatte ich hier tolle Abende. Einmal spielten am Nachbartisch sogar ein paar Musizierende mit typisch irischem Folk auf. Love it!
Freitag – Lujah
Freitag ist für mich ein typischer Mädelsabend und dazu passt nichts besser als bunte Cocktails. Meiner Meinung nach findet man die beste Auswahl im Lujah (wie der Connoisseur auch in der kleinen Ulli zu finden). Ich bleibe dabei lieber auf der Seite der Zitrusaromen, sprich Gin & Tonic und seine Freunde, während die andern sich auch schon einen überaus cremigen (und riesigen!) Piña Colada oder Long Island Ice Tea gegönnt haben. Das Ambiente ist hier schlicht und modern und das Personal ist meiner Meinung nach extrem höflich und professionell. Hinter der Bar leuchtet eine Ansammlung an Likörflaschen und Gin Varianten verführerisch. Wenn wir schon über Gin sprechen: Halle hat in Sachen Gin schon echt gute Angebote, aber hier kann man ihn tatsächlich ganz nach den eigenen Vorstellungen zusammenstellen. Beim Tonic weiß ich gerade noch, dass es für mich nicht zu bitter sein darf. Bei der großen Auswahl deutscher und britischer Gins muss ich zugeben, dass ich komplett lost bin. Es stehen jedoch äußerst hilfsbereite Personal mit Tipps zu allen Geschmacksaromen zur Seite. Ich liebäugele auch schon seit einiger Zeit mit den hier angebotenen Gin-Tastings.
Samstag – Potemkin
Heute glühen wir entweder zu Hause vor oder wir gehen ins Potemkin – wenn wir überhaupt einen Platz bekommen. An wirklich jedem Wochenende habe ich diese Bar brechend voll erlebt und nicht nur bei einer Gelegenheit haben wir hier keinen Platz mehr bekommen. Ich würde anhand dieser Beobachtung sagen, dass es die beliebteste Bar in Halles Innenstadt ist. Es ist auf jeden Fall eine Location für die verschiedensten Gäste und Anlässe. Ich war hier schon auf Dates, habe mich mit meinen besten Freunden auf tiefsinnige Gespräche getroffen und einmal hatten wir sogar den kleinen Hund einer Freundin dabei, weil sie ihn nicht alleine zu Hause lassen wollte. Und man kann sich hierzu jeder Jahreszeit treffen, aber der Außenbereich bietet einfach den meisten Platz und die Heizpilze und Decken machen es sehr muschlig.
Sonntag – Shisha Bar
Zum Glück erwartet niemand, dass ich sonntags produktiv bin. Der letzte Tag der Woche war schon immer zur Erholung von den Samstagnächten reserviert. Gerade noch so rafften ein paar Freunde und ich uns dann manchmal noch auf zu einer entspannten Runde mit Shisha und Schwarztee. Direkt neben der Uni ist das Sedir, ein kleines Café mit echt gutem Kaffee und schönem Shisha-Ambiente. In der Nähe vom Marktplatz ist das Privileg, mit seinen Sofas im Freien eine tolle Option für Sommertage.
