Entdeckt die faszinierende Tierwelt des Bergzoos in Halle, von den niedlichen Erdmännchenbabys bis zu den neugierigen Keas. Der Zoo, auf dem historischen Reilsberg erbaut, bietet nicht nur eine Heimat für Hochlandtiere, sondern auch spannende Einblicke in das Leben von etwa 1700 Tieren aus aller Welt. Ob flauschige Lisztaffen, die über euren Köpfen herumtollen, oder die bedrohten Keas, die euch mit ihrem spielerischen Verhalten verzaubern – ein Besuch im Zoo verspricht unvergessliche Momente für jeden Tierfreund. Ein Erfahrungsbericht von Henriette Hahn
Nachdem euch diese vielsagende Überschrift nun zu diesem Artikel geleitet hat, muss ich euch leider mitteilen, dass die Krokodile nicht mit den Erdmännchenbabys kuscheln. Oder vielleicht zum Glück? Sucht es euch aus.
Die Krokodile kuscheln untereinander und der Nachwuchs der Erdmännchen ist weit genug entfernt. Und jetzt, wo ich alle komplett verwirrt habe, kann ich aufklären, wovon zum Teufel ich eigentlich rede: vom Bergzoo Halle. Große Überraschung, ich weiß! Der zoologische Garten hat diesen Namen, weil er auf dem Reilsberg, im Giebichenstein-Viertel, erbaut wurde. Das ist die zweithöchste Erhebung in Halle und sie wurde nach Johann Christian Reil benannt. Das war ein ziemlich krasser Typ. Er war ein deutscher Mediziner, der vor über 200 Jahren gelebt hat und als Begründer der modernen Psychiatrie gilt. Dieser Mensch hat so derart Enormes geleistet, dass der preußische König Friedrich Wilhelm III. ihm den Berg geschenkt hat. Er errichtete einen Park darauf und ließ sich nach seinem Tod auf der Spitze des Berges begraben. Falls jemand einen Berg zu verschenken hat – ich nehm ihn, danke.
1901, knapp 90 Jahre nach Reils Tod, eröffnete der Zoo. Bis in die 1980er-Jahre wurde der Bestand immer mehr erweitert, bis er dann reduziert wurde, um eine artgerechtere Haltung zu ermöglichen. Aufgrund seiner geografischen Beschaffenheit ist ein Schwerpunkt die Haltung von Hochlandtieren. Nichtsdestotrotz gibt es etwa 1700 Tiere aus allen Ecken der Erde.


Meine persönlichen Highlights
1. Erdmännchen
Nun zurück zum wirklich wichtigen Fakt: Die Erdmännchenfamilie des Bergzoos hat teilweise mehrmals im Jahr Nachwuchs und ich kann euch sagen: Das ist der niedlichste Anblick überhaupt. Lasst euch das nicht entgehen! Aber neben den Erdmännchen gibt es noch so viele andere Arten (ca. 250 insgesamt). Hier ist für jeden Tierfreund was dabei. Klingt nach einem abgedroschenen Spruch (ist es auch), aber es stimmt – egal, ob ihr Raub- oder Huftiere, Vögel oder Echsen, Frösche oder flauschige (Klein-)Tiere mögt.
2. Lisztaffen
Es gibt zum Beispiel das Affenhaus, wo kleine Lisztaffen frei über euren Köpfen umherwandern. Sie klauen zwar alles, was nicht niet- und nagelfest ist, und man soll sie auch nicht streicheln, aber wenn ihr euch unbeobachtet fühlt, könnt ihr trotzdem versuchen, das lange, flauschige Schwänzchen anzufassen, das sie gern baumeln lassen. Die sind wirklich sehr flauschig. Das weiß ich natürlich nicht aus eigener Erfahrung, weil ich mich immer und überall sehr regelkonform verhalte und am Streicheln von Tieren keine Freude habe, lol. (Unbeobachtet seid ihr bestimmt auch nie, da es überall Kameras gibt, aber noch stand keine Polizei vor meiner Tür.)
3. Keas
Ein letztes Highlight meinerseits sind die Keas. Das ist eine vom Aussterben bedrohte Papageienart. Sie sind ca. 46 cm groß und greifen tatsächlich manchmal (kranke) Schafe an, weswegen sie den liebreizenden Spitznamen „Schafskiller“ bekommen haben. Bis heute werden sie gejagt und getötet – vielleicht nicht mehr auf Anlass der Regierung, aber viele gefundene Kadaver weisen Spuren von Schrotflinten, stumpfen Verletzungen oder Gift auf. Eigentlich sehen sie ganz unscheinbar aus mit ihrem olivgrünen Gefieder, aber die untere Schicht besteht aus orangenen Federn, die zu sehen sind, wenn sie fliegen oder einzelne kleine Federn hervorlugen. Sie leben in den Gebirgsregionen Neuseelands. Was sie aber so besonders macht, ist ihr Verhalten. Sie sind unfassbar neugierig und verspielt. Auch hier wird im Zoo eigentlich davon abgeraten, die eigenen Finger durch das Gitter ins Gehege zu stecken.
Aber als einer der Keas ganz freudig auf mich zugehüpft ist, konnte ich nicht anders. Da ich an meinen Fingern hänge, habe ich meinen Zooplan zusammengerollt und als Fingerersatz genutzt. Wir haben eine kurze Zeit Tauziehen gespielt und danach hat er für uns eine kleine Show im Wasserbecken abgehalten, bei der er seinen Kopf im Wasser hin- und hergeworfen hat. Ich möchte jetzt einen Kea in meiner 24-qm-Bude. Weiß jemand, wo ich einen kaufen kann? Schon allein für diese nicht so kleinen Kerlchen lohnt sich der Weg in den Bergzoo.



Was solltet ihr bei einem Besuch beachten?
Falls ihr euch Zeit lassen wollt, würde ich 4 Stunden einplanen. Mit „Zeit lassen“ meine ich, 20 bis 30 Minuten am Erdmännchengehege stehen, Kräppelchen* essen, Selfies mit den zutraulichen Pinguinen machen, sich ein bisschen verlaufen, ganz oben eine Pullerpause einlegen und auf den Turm steigen, um die Aussicht über Halle zu genießen. Außerdem solltet ihr bequeme Schuhe anziehen. Er heißt nicht ohne Grund „Bergzoo“. Am Wochenende ist es selbstverständlich oft nicht gerade leer. Wenn ihr die Möglichkeit habt, rate ich zu einem Ausflug unter der Woche. Ermäßigt kostet das Ticket 9,50 Euro und 11,50 Euro für Vollzahler. Geöffnet ist in der Hauptsaison von 9 bis 19 Uhr (Nebensaison 9 bis 17 Uhr).
Ein Absatz zum Nachdenken
Zu guter Letzt bleibt zu sagen, dass mir bewusst ist, dass sich beim Thema Zoo die Geister scheiden. Auf der einen Seite werden Tiere in Gefangenschaft gehalten. Vielerorts herrschen „unmenschliche“ Bedingungen – heißt, dass die Gehege zu klein, verdreckt und/oder nicht artgerecht sind. Ist dies der Fall, wie auch in vielen europäischen Zoos, steht es außer Frage, dass diese Zoos boykottiert und geschlossen werden sollten. Es gibt aber auch die andere, positive Seite der zoologischen Gärten (das Wort „Zoo“ ist übrigens nur eine Kurzform hiervon). Die Tiere werden vor ihren natürlichen Feinden geschützt, müssen keinen Hunger leiden oder Dürreperioden überleben. Viele Einrichtungen bemühen sich um den Erhalt von Tierarten, die vom Aussterben bedroht sind.
Ich will die Debatte um die Existenz von Zoos hier nicht lang und breit ausführen, aber sie anzusprechen ist trotzdem wichtig. Jeder sollte sich ein eigenes Bild machen, indem man recherchiert und ein paar zoologische Gärten besucht, um sich die Verhältnisse dort anzuschauen. Also, falls ihr positive Beispiele sehen wollt, dann könnt ihr – oh Wunder – im Bergzoo Halle anfangen.

Wer schreibt hier eigentlich?
Henriette
Henriette, meist Jette genannt, stammt ursprünglich aus Berlin und studiert jetzt Jura in Halle. Nach einem Praktikum und einem Freiwilligenjahr zog es sie wegen der vielen Feiertage und der günstigen Lebenskosten nach Sachsen-Anhalt. Jette, ein Kind der 90er, liebt das Kino und ist bekannt für ihre offene Art. In Halle schätzt sie besonders das Nutria Schutzgebiet und die kreative „Hin und Veg“-Pizza. Auf unserer Webseite teilt sie ihre Erfahrungen und persönlichen Entdeckungen rund um das Stadtleben in Halle.