Jonas Schütte „Das hier ist mein Lebensjackpot“

Kurz und knapp

Der Schauspieler und Regisseur Jonas Schütte lebt in Halle seinen Traum. Er hat ein Wohnzimmertheater direkt im Zentrum der Stadt aufgebaut, die Volksbühne am Kaulenberg. Jonas, der ursprünglich aus der Nähe von Konstanz stammt, fand in Halle seine Heimat und künstlerische Erfüllung.

„Das hier ist mein Lebensjackpot.“ Die Begeisterung, die der selbstständige Schauspieler und Regisseur Jonas Schütte versprüht, ist während einer Führung durch das unter Denkmalschutz stehende Haus am Kaulenberg 1 körperlich spürbar. Wir sind mitten in der Innenstadt, wir sind in der Volksbühne Halle.

Jonas, Jahrgang 1983, erzählt: „Ich bin in der Nähe von Konstanz aufgewachsen, habe dann an der Schauspielschule Ernst Busch in Berlin studiert.“ 2009 ging es nach Halle, am hiesigen neuen theater gab es eine Festanstellung. Heute kann man Jonas als Tausendsassa bezeichnen, mit Stolz präsentiert er sein Wohnzimmertheater, die Volksbühne am Kaulenberg, die sich im ersten Stock des Hauses befindet. Hier arbeitet Jonas, hier wohnt er. Da die Bühne für Kleinkunst aller Art, dort eine Bar, eine Küche, ein Bad und ein Arbeitszimmer. Die Wendeltreppe führt nach oben, der Blick fällt auf eine Bibliothek, auf eine Lesebühne und eine Sofalandschaft.

2013 lief Jonas’ Vertrag am Stadttheater aus. Doch mit welcher Überzeugung ging es in die Selbstständigkeit? Ehrliche Worte: „In gewisser Weise bin ich ein Verrückter, der ein Autoritätsproblem hat. Ich schaffe es oft nicht, mich unterzuordnen und meine Klappe zu halten.“ Ein künstlerisches Leben ist ohne bürokratischen Aufwand nicht zu haben: Förderanträge und Honorarabrechnungen, die Steuererklärung und die GEMA. „Meine Erfüllung finde ich im künstlerischen Leben, dafür nehme ich den Bürokram gerne in Kauf“, so Jonas.

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Eine innige Beziehung zu Halle war in den Gastspiel- und Reisejahren bis 2016 kaum möglich: „Damals habe ich mich oft gefragt, wo ich hingehen sollte. Berlin war mir zu verrückt, Leipzig einfach nur größer und in die Heimat wollte ich nicht zurück.“ Woher kam dann der Entschluss, in Halle zu bleiben? Inmitten des zivilgesellschaftlichen Engagements gegen Rechtsextremismus entflammte eine Liebe, die Jonas so beschreibt: „Halle ist die einzige Stadt, die ich kenne, die so offen und ehrlich mit sich selbst ist. Die Menschen laufen mit einem klaren Blick auf ihre Heimat durch die Straßen. Und auch meine Netzwerke wären ohne die große Hilfsbereitschaft der Hallenser wenig wert.“

Und dann, im Jahr 2018, häuften sich die glücklichen Fügungen. Als Jonas eine neue Wohnung suchte, waren die Räumlichkeiten am Kaulenberg 1 als Wohngemeinschaft ausgeschrieben. Jonas wusste sofort: „Das hier ist ein kleiner Theaterraum!“ Die Vermieter erwiesen sich als kunstaffin, das neue theater stellte ausrangierte Requisiten zur Verfügung, die Scheinwerfer konnten vom Angesparten bezahlt werden. Die Volksbühne war geboren. Und das alles mitten in der Innenstadt – schon allein wegen der Mietpreise wäre dies in Hamburg oder München undenkbar.

Ich werde damit nicht reich, aber ich bin schon jetzt unglaublich glücklich.“

Ein angegliederter Kaulenberg-Verein vereinfacht heute den Zugang zu Fördermitteln. Regelmäßig gibt es in der Volksbühne Lesungen, Konzerte und Theaterstücke, die angereisten Künstler:innen dürfen bei Jonas übernachten, das Publikum kommt aus allen Altersgruppen. Die Spielstätte hat sich rumgesprochen, sogar der bekannte Schauspieler Thomas Thieme („Babylon Berlin“ oder „Unterleuten – Das zerrissene Dorf“) ist mittlerweile Stammgast. Jonas’ Augen blitzen, denn auch den Innenhof und die Räumlichkeiten im Erdgeschoss darf er seit einiger Zeit auch bespielen.

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