Gehen wir alphabetisch vor: A wie … Alaune

Es ist eines dieser heißen Juniwochenenden, schwül, warm und voller Wochenendausflügler:innen. Ich sitze auf meinem Fahrrad in Richtung Saalekreis, Konservendosen, aufgeladene Powerbanks, sechs Liter Wasser, ein Ein-Mann-, -Frau- oder -Divers-Zelt und, und, und im Gepäck, es geht ja aus der Stadt raus.

Nachdem ich den Hafen mit den großen Speichersilos hinter mir gelassen habe, betrete bzw. befahre ich den Saalekreis. Jetzt beginnt der Überlebenskampf! Tiere, Pflanzen, Motocrossfahrer:innen und das Weltübel Nummer eins, Rentner:innen auf E-Bikes, sind hier freilaufend und stehen unter Naturschutz.

Die erste Welle E-Bikes summt auf mich zu, für meine Hörspielversion dieser Geschichte wird an dieser Stelle der Hummelflug von Rimski-Korsakow eingespielt  →_________ ← Bildungslücke.

Dann sehen und hören die Grey-Eagles-E-Bike-Rocker:innen mich und mein knarrendes, vollkommen überladenes Fahrrad: »Muss ma ölen!«, sagt Grey-Eagle Bill.

»Mach ich doch, der Schweiß läuft vorne wie hinten«, sage ich. Aber Bill ist schon längst weitergesurrt, einem Wanderfalken hinterher. Nun fahre ich bergab, biege auf einen Feldweg, meinem Ziel entgegen. Passiere ein selbst gebautes Hinweisschild: Alaune 9. Ich bin richtig!

Alaune, Alaune, ich versuche, das Wort einzuordnen.

Mir fallen Kreuzworträtselfragen ein: bayrischer Gemütszustand mit A? A Laune. Bayrischer Gemütszustand mit N? No a Laune. Bayrischer Gemütszustand mit Z? Zwoa Launen. Bayrischer Gemütszustand mit G? Gutalaune, wovon sich a Gaudi herleitet. Und bayrischer Gemütszustand, meist im Tatort verwendet? A Mordsalaune, wovon a mords a Gaudi kommt. Joa Burschi, misst ma hald druf kümm’n.

Alaune, Gemeinschaft,
Werkzeug, Holz, Bauen

Mein Gedanke und der Weg sind zu Ende. Ich stehe an einem Holzlager zwischen zwei Bauwagen im Grünen, hier muss es Menschen geben, denke ich. Dann bin ich da, obwohl mich Google Maps längst zurückgeschickt hat, aber so ist der Saalekreis.

Ich rufe Felix, meinen Kontakt, an: »Ich stehe mit Blick auf ein kleines Zirkuszelt.«

»Ja, ich weiß wo, ich komm dich abholen.« Dann gehen wir zum Gemeinschaftshaus. Felix fragt mich, wie meine Fahrt war. »Gut«, sage ich, »Ich war gut am Ölen, es lief hinten wie vorne«.

»Willst du duschen? Wir haben da vorne eine Freilanddusche.«

»Danke, aber ich muss erst trocken werden.«

Ich schleppe meine 60 kg Überlebensgepäck zum Unterstellen ins Haus. Eine Bewohnerin kommt mir entgegen, sieht mich bei meiner schweißtreibenden Tätigkeit: »Du kannst gern duschen, wir haben eine Freilanddusche«, sagt sie und geht guter Laune nach draußen. Ich fühle mich hart angeflirtet, bin also vollkommen überfordert, ich dachte Wildnis, Überlebenskampf und Co. …

»Ja, danke, ich hab noch Deo”, sage ich mutmaßlich, nicht zitierfähig.

Nun beginnt der Rundgang, wir gehen zur ersten Hütte, der Sauna für den Winter. »Und da ist die Dusche«, zeigt Felix nach rechts, »wenn du nachher noch willst …«

»Danke, später vielleicht.« Dann geht es weiter mit der ersten Gebäudezeile, einem zweigeschossigen Wohnhäuschen und den Werkstätten: für Ton-, Holz- und Metallarbeiten, hier fanden vor Corona die verschiedensten Workshops statt: Schweißen, Töpfern, Schmieden, Fahrrad selber basteln usw.

Durch drei Türen und einige Winkel gelangen wir auf die andere Seite, da steht wieder eins dieser kleinen Zirkuszelte. »Das ist die dritte Jurte, die ich gebaut habe«, sagt Felix. Für eine Einzimmerwohnung im modernen Fix-und-fertig-Rundlingstil, sehr geräumig, schön mit Holzboden und Jugendstilornamentik. Und deutlich mehr Platz als in meinem WG-Zimmer.

Nach zwei oder drei Büschen stehe ich im nächsten Abteil der Alaune, neun sind es der Zahl nach vermutlich. So wird es jetzt immer weitergehen, hinter ein paar Ecken und Gebüschen gibt es die nächste Entdeckung, wie Felix’ erste Jurte, die in einem offenen Workshop mit vielen Menschen gebaut wurde, welche aktuell Gästeschlafplatz ist, die Werkstatt des Instrumentenbauers mit einem halbfertigen Hang, »dong« machen die Finger, einigen Lagern für Holz, Metall und anderes, Stichwort Upcycling, und dem Nähzimmer, das leer ist, logisch, Social Distancing, keine Nähe zu gebrauchen.

Zum Schluss sitzen wir im offenen Wohnzimmer. Hängematte, Schrankwand, wie ich sie von Oma kenne, ein Tisch mit Stühlen und einige Bäume säumen den Holzbau mit Blick ins Grüne. Hier ist Platz für Kulturabende, Workshops, das Alaune Festival oder einfach zum Hang-out.

Zehn Menschen, kleine, große, Kunstschaffende, Studierende, handwerklich Interessierte, wohnen derzeit hier in der Gemeinschaft, erzählt mir Felix.

Dann kommen die Nachbarn, irgendwas wegen Imkern abholen. Ich stehle mich unbemerkt davon und beim nächsten Mal dusche ich auch, versprochen!

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